1. Österreichische Fachtagung "Couragierte Gemeinde -Gemeinsam für ein friedliches Miteinander" in Ansfelden
Als „Couragierte Gemeinde“ ist Ansfelden Schauplatz eines der momentan interessantesten Sicherheitsprojekte im deutschsprachigen Raum. Ziel ist es, neue Ideen zur Sicherheit in der Stadt zu entwickeln, den soziale Frieden zu stärken und ein respektvolles Miteinander zu fördern.
1. Österreichische Fachtagung „Couragierte Gemeinde“ in Ansfelden: Hochkarätig besetzt
Mittlerweile läuft das Projekt seit über eineinhalb Jahren: Zeit also, einmal ein Resümee zu ziehen und einen Blick nach vorne zu wagen. Anlass genug also, in Ansfelden zur ersten österreichischen Fachtagung „Couragierte Gemeinde – Gemeinsam für ein friedliches Miteinander“ am 1. Juni 2017 Uhr ins Anton Bruckner Centrum (ABC) einzuladen. Bürgermeister Manfred Baumberger, Generalmajor Franz Gegenleitner (Landespolizeidirektion OÖ) und Gemeindebundpräsident Hans Hingsamer begrüßten Gemeindevertreter*innen aus ganz Österreich, Jugend- und Sozialarbeiter*innen und Bürger*innen der Stadt Ansfelden.
Erfahrungen in Ansfelden
Mit Elisabeth Kumpl-Frommel (SPES Familienakademie), Dr. Wolfgang Baaske (Studia), Stefan Ofner (INA-Institut für Neue Autorität), Bez.Insp. Helmut Ramsauer(Polizei) und Günter Kienböck (Jugendbüro der Stadt Ansfelden) boten Vertreter*innen aus dem Projekt Einblick in die bisherigen Erfahrungen und Aktivitäten.
So nahmen unter anderem mehr als 20 Personen an insgesamt drei „Basisschulungen“ teil, bei denen Grundkenntnisse der „Neuen Autorität“ und Handlungsmöglichkeiten vermittelt wurden. Auch ein Info-Abend zum Thema "Mutig sein - sich einmischen - Verantwortung übernehmen" fand statt. Dabei erläuterte ChefInsp. Thomas Schmolz (Bezirkspolizeikommando Linz-Land) wesentliche rechtliche Grundlagen von Rechten und Pflichten der Bürger*innen. Konkret wurde „Couragierte Gemeinde“ auch mit einem Netzwerk von verschiedenen Beteiligten am Schulhof Haid probiert. Gerade hier zeigte sich als wesentliche Erfahrung, wie wichtig ein gemeinsamer Handlungsplan („Schulterschluss“) der Beteiligten ist, um sich gemeinsam den Herausforderungen zu stellen.
Eine besondere Herausforderung sind auch „die Bilder, die wir im Kopf haben“. Neue und hilfreiche Handlungsansätze und Netzwerke sind oft deshalb schwer vermittelbar, weil wir festgefahrene Erfahrungen und Sichtweisen in den Köpfen haben. So wird z.B. die Polizei oder „die Gemeinde“ zu oft als alleinige Garantin für Sicherheit und Wohlfühlen gesehen. Dabei haben gerade Bürger*innen in ihrem Lebensumfeld oft die beste Kompetenz für Lösungen von Schwierigkeiten in der näheren Umgebung. Couragiert zu sein, gemeinsam etwas bewegen zu können und selbst aktiv zu werden, braucht viel Ermutigung und auch Begleitung.
Ermutigung durch internationale Erfahrungen
Der renommierte Sozialpsychologe Prof. Dr. Heiner Keupp brach mit der „Ermutigung zum aufrechten Gang“ eine Lanze für das zivilgesellschaftliche Engagement: Es gilt, sich gemeinsam aus der Ohnmachtsfalle („Ich kann sowieso nichts ändern“) zu befreien. Bürgerschaftliches Engagement fördert die produktive Gestaltungskraft und Kompetenzentwicklung und ist bei der Suche zukunftsfähiger Lösungen für das Gemeinwesen erforderlich. Er betonte, wie wichtig es für unsere Zukunft ist, sich einzumischen und selbst aktiv zu werden. Bei der Komplexität der gegenwärtigen Situation kann weder die Polizei noch die Gemeinde jedes Problem im Lebensumfeld lösen. Es braucht daher engagierte Bürger*innen, die bereit sind, selbst Verantwortung zu übernehmen und so ihr Wohn- und Lebensumfeld mitgestalten.
Aus der Praxis berichtete die Schweizer Sozial- und Gemeinwesenarbeiterin Katharina Barandun. In einer dicht bewohnten Siedlung mit vielen Konflikten im öffentlichen Raum initiierte sie einen Vätertreff. Im Park trafen sich folglich regelmäßig die Väter der Siedlung und vereinbarten im Laufe der Zeit mit den anderen Nutzenden dieses Parks (hauptsächlich Kinder und Jugendliche) gemeinsame Spielregeln. Damit entschärften sie viele Konflikte und leisteten einen wichtigen Beitrag zum guten Zusammenleben vor Ort. Wiederholt betonte Katharina Barandun, wie wichtig es sei (und wie lange es auch dauerte), dass für die beteiligten Väter klar wurde: „Es braucht mich persönlich für eine Lösung.“ Wenn Bewohnenden das gute Zusammenleben in ihrer Siedlung ein Anliegen ist, dann braucht es dazu genau die Leute, die dort leben.
Abschließend berichteten Dr. Harald Ebert und Stefan Simon-Lutz von den Erfahrungen des Würzburger Bündnisses für Zivilcourage. Dieses Bündnis ist ein Zusammenschluss von über 70 Organisationen, welche sich für eine offene und tolerante Gesellschaft und gegen Diskriminierung jeder Art einsetzen. Nach außen vertreten wird das Bündnis durch den fünfköpfigen Sprecherrat. Als wesentliches Ziel gilt dem Bündnis, dass Angriffe oder Drohungen gegen Menschen aufgrund irgendwelcher Merkmale (Kleidung, Religion, Haarfarbe …) nicht nur der Einzelperson gelten, sondern ein Angriff gegen die Werte der Gesellschaft sind. Mit dem Bündnis soll erreicht werden, dass die Öffentlichkeit von diesem Phänomen erfährt und sich jeder einzelne bewusst macht, dass gegen Ausgrenzung angegangen werden muss. Das Bündnis ruft zu mehr Engagement für eine friedvolle Gemeinschaft auf und will Menschen dazu befähigen, sich zu gegebenem Anlass zu wehren bzw. anderen beizustehen.
- Weitere Infos auf den Seiten des Jugendbüros der Stadt Ansfelden www.jep.at
- Fotos von der Veranstaltung auf dem Bildportal der Stadt Ansfelden
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